Colour your life - März 2012
Früher (Aus)Trieb
Blätter sind außerordentlich formenreich und tragen so zur Persönlichkeit und zum Zierwert eines Baumes oder Strauches bei. Sie können zum Beispiel herz- oder eiförmig, gekerbt oder ganzrandig, gelappt oder handförmig, behaart oder glatt sein. Auch ihre Größe variiert beträchtlich, denn manche sind nur wenige Zentimeter groß, während andere Blätter wie die des Trompetenbaums mit einem Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern beeindrucken. Auch die Farben sind vielfältig, denn zusätzlich zu den unzähligen Grüntönen gibt es unter anderem auch rote, gelbe, silbriggraue oder mehrfarbige Blätter. Viele Laubgehölze schützen sich im Winter vor Trockenschäden, indem sie im Herbst ihre Blätter abwerfen und im Frühling, wenn die Lebensbedingungen für die Pflanzen wieder freundlicher werden, neu austreiben. Manche Gehölze starten besonders früh, wie die Lärchen (Larix) und die Alpen-Johannisbeeren (Ribes alpinum). Mit dem Austrieb zeigt sich auch wieder der Reichtum der Blattformen und die Vielfalt der Grüntöne.
Einzigartige Blätter
Bei der Auswahl von Pflanzen wird häufig allein auf die Blüten geachtet, dabei sind die Blätter ein mindestens genauso wichtiger Aspekt bei der Gartengestaltung. Sie sollten deshalb ebenfalls bei der Pflanzenauswahl eine Rolle spielen. Einige Gehölze haben besonders markante Blätter, wie zum Beispiel der Ginkgo (Ginkgo biloba und Sorten). Seine Blätter sind einzigartig, denn sie haben eine fächerartige Form und sind auffallend geadert. Sie beeindrucken im Herbst auch mit ihrer intensiven, leuchtend goldgelben Färbung. Ihre außergewöhnliche Form hat dazu geführt, dass sie zum Beispiel im Jugendstil als Vorbild für Ornamente dienten. Sie wurden auf Hausfassaden abgebildet und waren Vorlage für Schmuckstücke. Der Ginkgo gilt als „Lebendes Fossil“, denn er existierte schon vor Millionen Jahren. Doch anders als die Dinosaurier hat er alle Veränderungen auf unserem Planeten gut überstanden. Die Eiszeiten in Europa haben allerdings dazu geführt, dass der Ginkgo in hiesigen Regionen ausgestorben war. In Ostasien hat er aber überlebt, wo er noch heute als heiliger Baum gilt und deswegen häufig in Tempelanlagen zu finden ist. Von dort fand er im 18. Jahrhundert seinen Weg wieder nach Europa zurück. Der Ginkgo kann durchaus 15 bis 20 Meter hoch werden und braucht deshalb viel Platz. Doch es gibt mittlerweile verschiedene Sorten, die deutlich kleiner bleiben. Manche eignen sich sogar für Pflanzgefäße auf dem Balkon oder auf der Terrasse. So können sich auch die Besitzer eines kleinen Gartens oder Balkongärtner über diesen außergewöhnlichen Baum und seine interessanten Blätter freuen.
Der Baum des Jahres 2012
Die Lärche ist ebenfalls eine Besonderheit. Im Unterschied zu fast allen Nadelbäumen wirft sie im Herbst ihre Nadeln ab. Die Europäische Lärche (Larix decidua) wurde zum Baum des Jahres 2012 gewählt. Sie ist der einzige heimische Nadelbaum, der nicht immergrün ist und der sein Nadelkleid im Laufe eines Jahres stark verändert: Es ist während des zeitigen Austriebes im Frühling frischgrün, wird dann zum Sommer hin dunkler und färbt sich im Herbst leuchtend goldgelb. Wahrscheinlich ist das Abwerfen der Nadeln eine Strategie, um den besonders tiefen Temperaturen im Hochgebirgsraum Paroli bieten zu können. Diese Lärchenart ist ursprünglich in den höheren Regionen der Alpen und der Karpaten beheimatet und verträgt Temperaturen von bis zu - 40 °C. Sie kann wie ihre Schwester, die Japanische Lärche (Larix kaempferi), 25 Meter hoch werden und benötigt deshalb viel Platz. Doch auch von der Lärche gibt es Sorten, die sich für kleine oder mittelgroße Gärten eignen. ‘Diana‘ beispielsweise hat interessante, korkenzieherartig gedrehte Zweige, ‘Pendula‘ ist eine schöne Hängeform und ‘Blue Dwarf‘ – der „Blaue Zwerg“ – macht seinem Namen mit den blaugrauen Nadeln und dem kompakten Wuchs alle Ehre. Sie alle sind schöne Gehölze für den Einzelstand, die dazu beitragen, den Garten schon früh im Jahr mit ihrem frischen Austrieb zu beleben.
Ideal für grüne Grenzen
Die Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum) ist ein pflegeleichter, schnittverträglicher Strauch, der bereits im April und Mai blüht. Die gelben bis gelbgrünen Blüten verströmen einen angenehmen süßen Duft und machen diese anspruchslose Johannisbeere auch zu einer wertvollen Bienenfutterpflanze. Diese Art ist in Europa heimisch und wird unter anderem als gutes Nistgehölz für Vögel geschätzt. Sie kann zwar Früchte tragen, diese sind jedoch nicht so schmackhaft wie die der Weißen, Roten und Schwarzen Johannisbeeren. Die Alpen-Johannisbeere ist als Heckenpflanze sehr beliebt, denn sie ist sehr schnittverträglich und wächst sehr dicht. Außerdem gedeiht sie auch an schattigen Standorten gut. Sie ist über einen sehr langen Zeitraum belaubt, weil sie sehr früh austreibt und ihre frischgrünen drei- bis fünflappigen Blätter bis weit in den Herbst hinein behält. Für etwa 60 bis 100 Zentimeter hohe Hecken ist die Sorte ‘Schmidt‘ ideal, die ungeschnitten etwa mannshoch wird. Alpen-Johannisbeeren sind zweihäusig, das heißt, dass es männliche und weibliche Pflanzen gibt. ‘Schmidt‘ ist eine männliche Sorte. Sie trägt keine Früchte, hat dafür aber zwei bis drei Zentimeter lange Blütenstände.
Filigrane Kletterer
Die Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) ist ebenfalls in Mitteleuropa zu Hause. Diese filigrane, reichblühende Clematisart wird mit einer Kletterhilfe zwei bis drei Meter hoch. Sie kann auch an Zäunen oder an lichten Gehölzen emporwachsen. Ohne Unterstützung beim Klettern entwickelt sie sich wie ein Bodendecker und überzieht zum Beispiel Mauern oder große Steine mit einem feinen Schleier aus zierlichen, gefiederten Blättern. Anders als bei den großblumigen Clematis sind die Blüten dieser Art nicht sternförmig, sondern glockenartig bis weit geöffnet. Sie erscheinen schon von Mai bis Juni. Es gibt verschiedene Sorten, die sich unter anderem hinsichtlich der Blütenfarbe, -form und -größe unterscheiden. Aus den meist violettblauen Blüten entstehen später im Jahr interessante Fruchtstände mit silbrigen, fedrigen Haaren, die an kleine Perücken erinnern und die Pflanzen über einen langen Zeitraum zieren. Diese sehr natürlich anmutenden Clematis sind sehr robust und widerstandsfähig gegenüber Schädlingen. Sie brauchen auch nicht zurückgeschnitten werden. Schnitt wird aber gut vertragen. Zu üppig wachsende Pflanzen können direkt nach der Blüte mit der Schere gestutzt oder ausgelichtet werden.
Interessant zu wissen – rund um die Pflanzen des Monats März
Der Ginkgo – botanisch Ginkgo biloba – ist ein Baum mit vielen deutschen Namen. So ist er unter anderem als Chinesischer Tempelbaum, Goethebaum, Mädchenhaarbaum, Fächerblattbaum, Silberaprikose, Jahrtausend- und Weltenbaum sowie als Elefantenohr- und Entenfußbaum bekannt. Diese Namen beziehen sich vor allem auf seine außergewöhnliche Blattform, seine Früchte oder seine Herkunft. Seit der Rechtschreibreform ist sogar die Schreibweise variabel, denn zusätzlich zu Ginkgo ist heute auch „Ginko“ zulässig. Der botanische Name Ginkgo biloba ist dagegen eindeutig und es gibt nur diesen einen botanischen Namen für diese Pflanzenart. Auch im Ausland weiß darum jeder Gehölzfachmann, welcher Baum mit diesem Namen gemeint ist.
Der Ginkgo mutet zwar exotisch an, doch er ist keinesfalls empfindlich und war vor den Eiszeiten sogar in Europa heimisch. Er wird nicht nur wegen seiner interessanten Blätter geschätzt, sondern auch wegen seiner Widerstandsfähigkeit. Dieser Baum trotzt Krankheiten und Insekten, verträgt Hitze, ist stadtklimafest und übersteht auch hohe Luftverschmutzung. Deshalb wird er auch gerne in Städten gepflanzt. In Japan wurde vom Ginkgo geglaubt, dass er vor Feuer schützt: Während eines großen Feuers nach einem Erdbeben 1923 in Tokio wurden viele Bäume von den Flammen zerstört, während die Ginkgos überlebten. Ein wichtiger Tempel, um den herum diese Bäume wuchsen, blieb von dem Feuer verschont – angeblich, weil die Blätter der Ginkgos den Tempel vor den Flammen schützten.
Der Ginkgo wird manchmal auch Goethebaum genannt. Der große deutsche Dichter und Universalgelehrte Johann Wolfgang von Goethe war von dem Ginkgo so fasziniert, dass er ihn in einem Gedicht verewigte. In der Goethestadt Weimar befindet sich inzwischen sogar ein Ginkgo-Museum, das sich mit all den spannenden Facetten rund um diesen außergewöhnlichen Baum befasst.
Die Europäische Lärche (Larix decidua) ist ein von Mythen umgebener Baum. So glaubten die Menschen früher, dass in ihm Feen lebten, die Wanderern, die sich verlaufen hatten, den richtigen Weg zeigten. Weil der Baum Ruhe- und Tanzplatz von Feen war, die den Menschen wohlgesonnen waren, wurde die Lärche in den Alpen gerne als Haus- und Hofbaum gepflanzt. So hatten die schützenden Waldgeister eine Wohnstätte nahe am Haus und hielten das Böse fern. Die Lärche galt auch als ein Baum, der für arme Menschen sorgte, indem sie dazu beitrug, dass diese immer etwas Geld, Brot und Käse hatten.
Die Europäische Lärche ist ein besonderes Gehölz, denn fast alle Nadelbäume sind immergrün, die Lärche dagegen wirft ihre Nadeln ab. Diese für einen Nadelbaum außergewöhnliche Eigenschaft findet sich im botanischen Namen der Europäischen Lärche – botanisch Larix decidua – wieder: decidua geht zurück auf deciduus, das für abfallen oder hinfällig steht. Im Englischen wird dieser Zusammenhang in der Sammelbezeichnung deciduous trees für die laubabwerfenden Gehölze deutlich.
Die Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum) wird unter anderem als dichte, gut schnittverträgliche Heckenpflanze geschätzt. Wer Wert auf möglichst viele leckere Früchte legt, sollte Weiße, Rote oder Schwarze Johannisbeeren pflanzen. Sie benötigen nur wenig Platz und so kann auch in einem kleinen Garten eigenes Obst geerntet werden. Fruchttragende Johannisbeeren sind auch als Stämmchen erhältlich und können dann in einem Kübel auch auf dem Balkon stehen.
Der botanische Name Ribes geht zurück auf eine im östlichen Mittelmeerraum genutzte Rhabarber-Art (Rheum ribes), die von den Arabern Ribas genannt wurde. Aus dieser Pflanze ließ sich ein Sirup herstellen und sie diente auch als Arzneimittel. Später wurde der Name Ribas auf die Johannisbeere übertragen: Nach der Eroberung der Iberischen Halbinsel verwendeten die Araber die Johannisbeeren als Ersatz für die dort nicht vorhandene Rhabarber-Art. Aus dem Namen Ribas entstand dann im Laufe der Zeit der Begriff Ribes. Der deutsche Name Johannisbeere soll darauf zurückgehen, dass die ersten Früchte bereits am Johannistag, dem 24. Juni, reif sind.
Wenn Platz knapp ist, sind Kletterpflanzen wie die filigranen, blühfreudigen Clematis eine gute Lösung. Sie benötigen nur wenig Grundfläche, wenn man sie zum Beispiel an einer Mauer oder einem Zaun emporranken lässt. Clematis können auch an anderen Pflanzen emporwachsen, zum Beispiel an Kletterrosen. Die Farbe Blau gibt es bei Rosen nicht. So können mit blauen Clematis und zeitgleich blühenden Rosen besonders schöne Bilder entstehen.